Schülerstipendium der Leopoldina

Am Freitagmorgen fuhren Merle und ich nicht mit dem Bus in die Schule, sondern virtuell in unserem Zimmer zur Jahresversammlung der Leopoldina nach Halle (Saale). Nicht alle werden wissen, was die Leopoldina überhaupt ist, denn auch wir hatten vor unserer Nominierung lediglich den Namen gehört. Die Leopoldina ist eine Akademie der Wissenschaften und dabei die älteste noch erhaltene dieser Art. 1652 entsprang sie italienischen Vorbildern und hatte das Ziel, die Forschung sowie Naturwissenschaften in Deutschland zu fördern. Dafür wurden ausführliche Bände, sogenannte Enzyklopädien, über Heilmittel verfasst, in denen Wissen zusammengetragen wurde. Seit 2008 stellt die Leopoldina die nationale Akademie der Wissenschaften für Deutschland dar. Als solche berät sie die Politik und Gesellschaft in wissenschaftlichen Fragen. Entscheidend ist dabei, dass sie unabhängig von der Wirtschaft und der Politik arbeiten kann und viele Wissenschaften aus dem geisteswissenschaftlichen sowie naturwissenschaftlichen Bereich vereint. Zum Beispiel beriet sie die Politik im Umgang mit der Pandemie nicht nur aus virologischer Sicht, sondern vor allem auch aus pädagogischer und sozial- sowie gesellschaftswissenschaftlicher. Sie steht dabei in engem Austausch mit internationalen Akademien. Ihre Veröffentlichungen sind den Menschen frei zugänglich, so ist es möglich, sich Kopien der Stellungnahmen schicken zu lassen oder online aufzurufen. 

Nun aber zu unserem Schüler-Stipendien-Programm: Aus ganz Deutschland wurden Schüler*innen nominiert von denen am Ende rund 45 ausgewählt wurden. Diese lernten wir erstmals am Freitagmorgen um Viertel nach acht in unserem Zoom-Raum kennen. Wir wurden begrüßt und über den Ablauf aufgeklärt, der im Übrigen sehr gut gestaltet war, bevor uns der Leiter des Archivs und der Bibliothek einen anschaulichen Vortrag über die Geschichte der Leopoldina hielt. Bereits im Voraus hatten wir ein Quiz zur Geschichte bearbeitet und Material zur Biodiversität erhalten, die das Thema der Jahresversammlung darstellte. 

Nach eine feierlichen Eröffnung im Festsaal, die wir live verfolgen durften kamen wir in unseren Zoom-Raum zurück und lernten uns ein wenig näher kennen. Wir machten eine kurze Pause bevor die wissenschaftlichen Vorträge begannen. Zuerst sprach die Professorin Katrin Böhning-Gaese, die  die Zusammenhänge der Biodiversität mit der Landschaftsnutzung erklärte und ihre Studienergebnisse vorstellte. Ihr Vortrag war sehr anschaulich und wir konnten parallel ihre Ergebnisse und Studien im Begleitmaterial näher betrachten. Nach ihrer Rede schaltete sie sich dann zu uns in die Videokonferenz und beantwortete all unsere Fragen. Gemeinsam führten wir das Thema weiter, eröffneten neue Fragestellungen und beschäftigten uns mit Lösungsvorschlägen sowie der Position von Wissenschaft in der Gesellschaft. Schon ging es weiter und wir verfolgten einen Beitrag einer englischen Wissenschaftlerin, die über die vergessene Vielfalt der Getreidearten und ihre Vorteile, auch im Hinblick auf die Tierwelt und den Menschen, sprach. Es folgten weitere Vorträge zum Beispiel über die fortlaufenden teils natürlichen, teils menschengemachten Veränderungen und wie ein Koexistieren mit diesen und der Natur möglich ist. Vom Allgemeinen kamen wir immer wieder auf lokale Besonderheiten und Studien von Afrika bis zu den Mooren in Mecklenburg-Vorpommern. 

Der Abendvortrag schloss den nun langen Tag gegen 21:00 Uhr noch einmal sehr informativ ab, indem es um die Biodiversität in ihrer Wirkung und Funktion ging. Auch wurde hier der Punkt der Biodiversität und ihr Erhalt durch das Verständnis dieser erwähnt, der am folgenden Tag in vielen Vorträgen eine tragende Rolle fand. Besonders interessant war der Beitrag von Manfred Krifka, der einen Zusammenhang zwischen Biodiversität und der Vielfalt der Sprachen, besonders indigener, zog. Auch er stand uns im Anschluss für Fragen zur Verfügung und nahm sich viel Zeit, alle Unklarheiten zu klären und mit uns offene Gedanken und Schlüsse weiter zu gehen. Aber nicht nur wir stellten viele Fragen, auch im Festsaal selbst entstanden konstruktive Diskussionen zwischen den Wissenschaftler*innen und interessante Verbindungen zwischen Fachrichtungen und Ergebnissen. 

Wir Schüler*innen bekamen im Anschluss die Chance, allgemeine Fragen zu Studium, Fachrichtung und den Persönlichkeiten der Professoren in dem Format „Frag den Prof“ zu stellen. Bei all unseren Fragen reichte die Zeit kaum aus, aber wir bekamen E-Mail Adressen und das Angebot, weitere Erkundigungen zu verfassen und das Gespräch zu anderer Zeit weiterzuführen. Diese Runde half der eigenen Vorstellung und der Orientierung für die eigene Zukunft und öffnete viele Türen. 

Der letzte Block an Vorträgen widmete sich dann Mikrobiota im Kontrast zu Pflanzenschutzmitteln sowie deren Folgen sowohl im positiven als auch negativen Sinne.

Wir wurden abschließend nach einer Rückmeldung gefragt, die sehr positiv ausfiel, und verabschiedet. Insgesamt waren die beiden Tage bei der Jahresversammlung im virtuellen Raum sehr informativ und lehrreich und wir danken ganz herzlich Frau Wilker dafür, dass sie uns diese Möglichkeit gegeben hat! 

Merle Kühl (Q1n) und Lilly Lötje (Q1s)