Internationaler Projektworkshop in Lübeck

„Widerstand in Diktaturen“ – Plöner Schülerinnen und Schüler nehmen an internationalem Projektworkshop in Lübeck Teil (24.-28. November 2025)

Alljährlich im November treffen sich Schülerinnen und Schüler einer internationalen Initiativgruppe von Schulen aus Deutschland, Frankreich und Polen (in diesem Jahr waren Schulen aus Leipzig, Lyon und Plön dabei) zu einem einwöchigen Projektworkshop, um über Formen von und Motivation zu Widerstand in Diktaturen nachzudenken. Das Projekt geht zurück auf Mitglieder der Familie Goerdeler, die sich dafür einsetzen, dass das Vermächtnis Carl Goerdelers, eines der Köpfe des Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944, nicht verloren geht.

In diesem Jahr hat das Gymnasium Schloss Plön als Gastgeber des Workshops fungiert und die Projektwoche in Kooperation mit dem Willy-Brandt-Haus und der Gedenkstätte Lutherkirche in Lübeck organisiert. Neben dem Widerstand gegen die NS-Diktatur ging es dabei um den Widerstand gegen die SED-Diktatur sowie um Widerstand gegen die französische Algerienpolitik der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg; und bisweilen schweifte der Blick dann auch in unsere eigene Zeit, in der Menschen in vielen Ländern unter grausamen Diktaturen leiden. Auf unserem Workshop wurden in wechselnden Runden Projekte vorgestellt, die die 23 teilnehmenden Schülerinnen und Schüler im Vorfeld vorbereitet hatten. Powerpointpräsentationen und Filme standen hier neben Plakaten und selbst angefertigten Widerstandszeitungen. Die vielfältige Palette der erarbeiteten Gegenstände beeindruckte auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Lübecker Partnerinstitutionen, die uns durch die Woche begleiteten und Informationen über Lübecker Widerstand gegen die NS-Diktatur beisteuerten. Neben Willy Brandt und Julius Leber waren das auch Menschen aus dem Arbeiterwiderstand, Männer, Frauen und Jugendliche, die heute – nicht nur außerhalb Lübecks – weitgehend vergessen sind. Ein dickes Dankeschön geht in diesem Zusammenhang an Anne Küpperbusch vom Willy-Brandt-Haus und an Christian Rathmer von der Gedenkstätte Lutherkirche.

Ein Besuch der Gedenkstätte Lutherkirche und der Gedenkstätte für die „Lübecker Märtyrer“ in der Herz-Jesu-Kirche rundeten den Workshop ab, in den sich die Schülerinnen und Schüler unserer Schule mit großem Engagement und unter allgemeiner Anerkennung ihrer Recherche- und Präsentationsleistung einbrachten. So stellten Antonia Boy und Paula Dreßler den aus Wittenmoor unweit von Stendal in der Altmark gebürtigen, in Ascheberg verstorbenen und begrabenen Wichard von Alvensleben (1902-1982) vor, der gegen Ende des Zweiten Weltkrieges als christlich geprägter Wehrmachtsoffizier die Erschießung von Gefangenen der SS in Norditalien verhinderte, indem er den offenen Konflikt mit dem Mordkommando nicht scheute und dabei ein hohes persönliches Risiko einging. Außerdem behandelten Laurin Kohler, Linas Bromisch und Mats Wüstenberg den Wehrmachtsoffizier Robert Bernardis (1908-1944), der nach der nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg während der wirtschaftliche schwierigen Weimarer Jahre eine Offizierskarriere absolvierte und 1941 als Generalstabsoffizier am Feldzug gegen die Sowjetunion teilnahm. Im Zusammenhang mit Massenerschießungen, bei denen auch Frauen und Kinder nicht geschont wurden, kamen dem auf Soldatenehre und strenge Verhaltensnormen als Offizier verpflichteten Alvensleben Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Vernichtungskrieges, die zu eine wachsenden Entfremdung zwischen ihm und dem Nationalsozialismus führten und ihn am Ende zu einer der zentralen Figuren im Widerstand um Claus Schenk von Stauffenberg (1907-1944) werden ließen. Wie viele andere wurde Bernardis nach dem Scheitern des Attentats von 20. Juli 1944 verhaftet, wegen Hochverrats angeklagt, in Unehren aus der Wehrmacht ausgeschlossen und hingerichtet.

Unabhängig von den spannenden Workshop-Sitzungen hat die Stadt Lübeck mit ihrem reichhaltigen Kulturangebot, mit ihren beeindruckenden Kirchen, mit Rathaus und Heiliggeisthospital unsere auswärtigen Gäste in ihren Bann geschlagen. Besuche im Hansemuseum und Erkundungsgänge durch die Lübecker Altstadt rundeten die Woche auf den Spuren des Widerstands ab.

Im kommenden Jahr werden sich die Schulen der Initiativgruppe „Widerstand in Diktaturen“ zu einem Projektworkshop in Lyon treffen. Auch das Gymnasium Schloss Plön wird dann wieder mit von der Partie sein.

Kinderpunsch auf dem Weihnachtsmarkt