Fahrt zur KZ-Gedenkstätte

Neuengamme am 31. Januar 2024

Schülerinnen und Schüler des 13. Jahrgangs tief beeindruckt

Ein Bericht des Profilkurses Geschichte

Am 27. Januar wird seit 2005 in jedem Jahr der Internationale Holocaust-Gedenktag begangen. Auch am Gymnasium Schloss Plön nehmen wir die Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 zum Anlass, der Vernichtung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten zu gedenken. Autorenlesungen, die Präsentation von Ausstellungsprojekten und das gemeinsame Nachdenken über Schuld und Verantwortung in ihren historischen wie in ihren aktuellen Dimensionen bilden den Rahmen, in den sich auch die diesjährige Fahrt des 13. Jahrgangs nach Neuengamme einpasst. Auf Initiative der Geschichtsfachschaft ist der Besuch der KZ-Gendenkstätte bereits seit vielen Jahren fest im Schulprogramm des Gymnasiums Schloss Plön verankert. Unsere Schule legt großen Wert darauf, dass die historische Bewusstseinsbildung durch den Besuch authentischer historischer Orte umso intensiver betrieben wird. Das ist kein Selbstzweck, sondern Ausdruck einer nachhaltigen Prägung von Persönlichkeit und Charakter an außerschulischen Lernorten. Entsprechende Besuche hinterlassen Spuren und regen zum weiteren Nachdenken an. So besteht auch die Hoffnung, dass an unserer Schule ins Leben gerufene Initiativen gegen Rassismus und Antisemitismus keine leere Formel bleiben, sondern sich mit großer Selbstverständlichkeit in die gelebte Wirklichkeit von Schule und Gesellschaft einpassen und in diesem Sinne umso nachhaltiger Wirkung entfalten. Das „nicht für die Schule, sondern für das Leben“ gewinnt hier in neuem Gewande Bedeutung für alle Lernenden und Lehrenden.

In diesem Sinne machten sich am grauen Morgen des 31. Januar 2024 60 angehende Abiturientinnen und Abiturienten und vier Lehrkräfte mit dem Bus auf nach Neuengamme. Über Segeberg, das Kreuz Bargteheide und die A1 ging es nach Hamburg, von dort aus auf den Billwerder nach Curslack und Neuengamme in den Vierlanden. Ein unwirtlicher, kalter Tag, aber das passte. Nach gut 1 ½ -stündiger Fahrt langten wir in der KZ-Gedenkstätte an und wurden dann in vier Gruppen von sehr professionell auftretenden Guides durch die Dokumentations- und Gedenkstätte geführt. Es war angesichts dessen, was uns vor Ort erwartete, gut, dass wir uns vorab informiert und im Unterricht auf den Besuch in Neuengamme vorbereitet hatten. Indes wurde uns rasch klar, dass die Recherche im Internet und die quellengestützte Auseinandersetzung mit einzelnen Opferbiographien, die an den Schauplätzen des Terrors und Grauens geführten Diskussionen nur bedingt antizipieren kann. So wurde uns von unseren Guides insbesondere der Alltag von Opfern und Tätern nahegebracht. Dieser war von vielfachen Entbehrungen, von willkürlicher Grausamkeit und brutaler Gewalt geprägt. Vernichtung durch Mangelernährung und harte Zwangsarbeit, für eine Gruppe sowjetischer Kriegsgefangener auch die krude Ermordung durch Giftgas, für andere die Wirklichkeit der „Evakuierungsmärsche“, die vielfach in den Tod führten, und nicht zuletzt das tragische Ende der KZ-Häftlinge auf den von britischen Bombern versenkten Schiffen in der Neustädter Bucht (Kap Arkona-Tragödie) , rührten nicht wenige erheblich an. Gerade der Workshop-Charakter der Veranstaltung mit der sehr gelungenen und eindrucksvollen Mischung aus Informationsgabe, Denkanstößen und Diskussionsrunden regte vielfach zum Nachdenken an und verdeutlichte uns eins ums andere Mal, dass es ganz konkret unsere Geschichte war, mit der wir uns hier konfrontiert sahen. Daraus leitet sich dann vielleicht auch eher eine Verantwortung für ein „Nie wieder!“, ein Appell zur Wahrung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und zur Verteidigung der Menschenwürde ab als ein zum Automatismus geratenes Schuldbekenntnis. Auch verstanden es die Guides, die Lehren aus der vergangenen Wirklichkeit in alltagspolitischen Problemlagen unserer Tage zu spiegeln und dadurch zum Nachdenken anzuregen. Von daher war der Besuch der historischen KZ-Gedenkstätte nicht zuletzt ein engagierter Appell dazu, mit offenen Augen und Mut im Herzen kritische Blicke auf die eigene Wirklichkeit zu werfen.

In diesem Sinne war der Aufenthalt in Neuengamme eine Lehrstunde ohne erhobenen Zeigefinger, aber vielleicht war er gerade deshalb umso lehrreicher. Der Weg nach Neuengamme führt über Umwege stets in die eigene Wirklichkeit zurück und sollte deshalb auch weiter Teil der historisch-politischen Bildung am Gymnasium Schloss Plön sein.

p. s. Da wir es – ganz ähnlich wie schon während eines im vergangenen Herbst  vorausgegangenen Besuches der Konzentrationslager in Auschwitz und Birkenau – als unpassend empfanden, während der Veranstaltung Fotos anzufertigen, erfolgt die Veröffentlichung des vorliegenden Beitrags ganz bewusst ohne illustrierende Aufnahmen.