Exkursion ins Landesarchiv zum Workshop “Wola 1944” des Geschichtsprofils (E-Phase)

Unser Geschichtsprofil des Gymnasiums Schloss Plön hat am 15. September das Landesarchiv in Schleswig besucht. Wir haben einen Workshop über Heinz Reinefarth absolviert, der von Rafal Rucinski vom Pilecki-Institut (Berlin) angeleitet wurde. Der Workshop wurde in vier verschiedene Abschnitte gegliedert. Der erste Abschnitt bestand aus einer Aktivierungsübung, in der wir mit unserem Vorwissen verschiedene geschichtliche Daten zuordnen mussten rund um Deutschlands Angriffskrieg auf Polen und die darauffolgende Verfolgung und Hinrichtung der jüdischen Bevölkerung. Nachdem wir diese Einheit erfolgreich geschafft hatten, hat Herr Rucinski einen Vortrag gehalten über die Geschichte Polens vor und während des Zweiten Weltkrieges. Hierbei lag besonderes Augenmerk auf dem Hitler-Stalin-Pakt: Dieser Pakt beinhaltete, dass Polen unter der UdSSR und NS-Deutschland aufgeteilt wird und dass die Sowjetunion mit Deutschland Information, Technologie und Ressourcen austauscht. Im Anschluss sind wir dann zum dritten Programmpunkt gekommen, bei dem wir uns mit Heinz Reinefarth beschäftigt haben. Zuerst wurde uns die Geschichte Reinefarths anhand einer Ausstellung nähergebracht, in der wir einiges über seinen Werdegang erfahren haben. An dieser Stelle würde ich gerne einmal Heinz Reinefarths Geschichte erzählen:

Heinz Reinefarth war im 2.Weltkrieg ein NS-Offizier, der in Polen stationiert wurde und maßgeblich an der Vernichtung tausender Juden beteiligt war. Als Reinefarth dann gegen Ende des 2. Weltkrieges in Gefangenschaft geraten ist, hat Polen ein erstes Mal die Auslieferung von ihm verlangt, jedoch wurde dieses Gesuch von den Alliierten nicht erhört, da Reinefarth wichtige Informationen haben könnte. Er wurde sogar in Hamburg entnazifiziert. Als er dann “geheilt” war, wurde er ohne weitere Strafe wieder freigelassen. Nun hat ein neuer Abschnitt in Reinfarths Leben begonnen. Er machte Karriere in Schleswig-Holstein als Abgeordneter des Landtags und als Bürgermeister von Sylt. Gegen ihn wurde mehrmals ermittelt, meist mit erdrückender Beweislast, jedoch wurde diese nie vor einem Gericht vorgetragen, weswegen er auch nie verurteilt wurde. Heinz Reinefarth ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Entnazifizierung in Schleswig-Holstein eine Farce war. Diese wurde viel zu halbherzig und ungenau durchgeführt, teils sogar mit Absicht verfälscht, damit man Leute hatte, die Deutschland wieder zum Laufen bringen. Dieses Vorgehen ist scharf zu kritisieren und zu verurteilen. 

Nachdem wir uns dann seinen Lebensweg angeguckt haben, wartete am Ende der Ausstellung noch ein Videomontage von Zeitzeugen und Angehörigen von Zeitzeugen. Diese Bilder haben uns alle tief berührt und uns daran erinnert, dass sich die Geschichte nicht wiederholen darf. Als letzte Station haben wir noch in Kleingruppen aus verschiedenen Quellen verschiedene Endprodukte herausgearbeitet. Während zwei Gruppen eine Anklageschrift über Herrn Reinefarth formulieren mussten, haben sich die anderen Gruppen mit der Streitfrage beschäftigt, ob der Warschauer Aufstand nötig war. Am Ende dieser Einheit haben wir vier sehr schöne Kleinvorträge über diese Themen gehört. Zum Ende möchte ich gerne noch mein persönliches Feedback geben. Besonders gut gefallen hat mir die Nähe zu den geschichtlichen Ereignissen gefallen, da diese teils bei uns in Schleswig-Holstein gespielt haben. Nicht so gut gefallen hat mir, dass es zum Teil etwas unübersichtlich war und man so nicht hundertprozentig am Geschehen teilnehmen konnte. Ganz am Ende möchte ich mich noch einmal bei dem Landesarchiv, dem Pilecki-Institut und dem Kultureuro bedanken für das Ermöglichen dieser Exkursion. Besonderer Dank gilt auch unserer Klassenlehrerin Frau Belker, für die Planung und Durchführung dieses Ausfluges.

Johannes Dürr, E Geschichtsprofil