Unsere Kuttertour 2022 auf der dänischen Südsee
Ein Abenteuer ist eine Reise in das völlig Unbekannte. Bevor Segler die Nase in den Wind halten, wissen sie nicht genau welchen Kurs sie einschlagen werden. Aber gerade diese Ungewissheit darüber was exakt als nächstes passiert und ob der Wind seine Richtung ändern wird, verstärken das Gefühl, sich auf einer Abenteuerreise zu befinden und es bringt Spannung und Aufregung ins Geschehen. Ich kann vergewissern, dass die diesjährige Kuttertour ein Abenteuer für sich war und möchte diese Erfahrung gegen keinen Preis auf der Welt eintauschen.
Den Wind, der die Haare wild durcheinander pustet, die kühle Gischt im Gesicht und die warme Sonne auf der Nasenspitze zu spüren geben einem das atemberaubende Gefühl von grenzenloser Freiheit. Wir wussten dank Windfinder zwar welche Kurse wir einschlagen konnten, aber als die Kuttertour am 02. Juli in Damp startete und wir die Kutter beluden, wussten wir gewiss noch nicht was für witzige, wilde und wunderschöne Erlebnisse noch vor uns liegen sollten.
Drei Kutter, drei Crews, aber doch waren wir nicht von einander separiert, was selbstverständlich nicht nur an den Walkie-Talkies lag, durch die wir miteinander auf dem Wasser kommunizierten. Wir starteten gegen 10:00 Uhr, bepackt mit unseren sieben Sachen, am Hafen in Damp und beluden die zwei Vereinskutter vom SRSV. Die Plune und der Butenplöner-Kutter sollten uns für die folgenden elf Tage als Zuhause dienen und sicher zu den nächsten Häfen bringen. Für den ersten Tag lautete unser Ziel Maasholm, wo wir anlegten und auf den dritten Kutter warteten, den wir aus Louisenlund für die Tour geliehen hatten. Aber nicht nur der dritte Kutter stieß zu uns, denn einige Tage darauf erweiterte sich unsere Crew, sodass wir insgesamt auf den drei Kuttern an die 27 Personen waren und uns feste Schlafplätze zuteilten. Nachts konnte es dann auf den Booten schon ziemlich eng werden und wenn man mit den Kuttern im Päckchen an einem Hafen liegt und jedes Boot mindestens eine Person an Bord hat, die wie ein Braunbär schnarchen kann, liegt es nicht nur an der Aufregung, der vorigen Musik oder dem „Apfelsaft“, dass man länger wach liegt als sonst. Für die Steuermannsbesprechungen am nächsten Morgen waren aber alle wach genug und an Bord zu schlafen stellte sich auch für niemanden als Problem heraus. Der Frühstücksablauf sah jeden Morgen etwas anders aus. Manchmal aßen wir alle zusammen auf dem Steg vor den Booten oder direkt an Bord während die Skipper volle Arbeit leisteten, aber es gab auch einen Morgen an dem wir zusammen in einem kleinen Aufenthaltsraum am Tisch genüsslich Brötchen mit Marmelade oder Käse verspeisten. Es kann gewiss nicht behauptet werden, dass wir uns nicht gesund ernährt haben. Wir hatten die Essenskisten zwar voll mit Müsliriegeln, Pesto und Honey Wheat aka unserem Müsli, welches einem lieber nicht umkippen sollte, da die kleinen knusprigen Weizenpuffer ansonsten schlussendlich in jeder erdenklichen Richtung verteilt liegen, aber nach unserem ersten Einkauf in Sonderburg lag neben den vielen Nudel- und Reispackungen auch
einiges an Gemüse und Obst. Mit dem Kochen wechselten wir uns ab und selbst bei strömendem Regen schafften wir es, unter einer tarnfarbenen Plane, dass unser Reisgericht nicht zu einer Reisgemüsesuppe mutierte. Nicht zu vergessen ist der Apfelkuchen, den wir zusammen mit Hannes Andresen am ersten Abend aßen. Gemeinsam mit einem Freund auf dem Begleitschiff Padu segelte Hannes neben uns her und sein morgendliches und enthusiastisches >Aufstehen, fröhlich sein, die Sonne scheint!< werden besonders die Morgenmuffel unter uns wohl nicht mehr so schnell aus dem Kopf bekommen. Die Schlei und Dänische Südsee zu erkunden, die Strände und Küstenbereiche vom Wasser aus zu sehen, sowie am Hafen in Arnis, der kleinsten Stadt in Deutschland, anzulegen, waren für manche von uns weitere Gründe die Handykamera nicht mehr wegstecken zu können. Neben einer Gitarre an Bord, einigen Musikboxen und dem neuen Kutter-maskottchen Heinzi, das dänische Schweinchen, durfte eine Drohne selbstverständlich nicht fehlen.
Das wir mit der Drohne den verloren geglaubten FlipFlop von Dyson nicht wiederfinden konnten lag gewiss nur daran, dass wir viel zu begeistert von den Flugkünsten waren. Die Sonnencreme war ein wahrlich gefragtes Gut auf der Tour und trotz ein paar Wetterumschwünge immer im Einsatz. Selbstverständlich durfte es an Jump-buddies nicht fehlen und wir wissen nun vermutlich alle, dass die Wahl eines Partners gewiss mit bedacht getroffen werden sollte. Die erfrischenden und oft sehr plötzlichen Abkühlungen sind nämlich zu jeder Tageszeit möglich, selbst wenn kein Handtuch in der Nähe ist. Damp, Maasholm, Langballigau, Sonderburg, Mjels Vig, Augustenborg, Kappeln, Arnis und Schleswig sind wirklich tolle Häfen gewesen und besonders Michel hat sich als ein Organisationstalent bewiesen. Aber jeder einzelne von uns hat der Kuttertour seine Einzigartigkeit verliehen. Die Musiker unter uns gaben der Stimmung den gewissen Pep, selbstverständlich sind die Spotify-playlisten und Sherlock Holmes Geschichten ebenfalls daran beteiligt gewesen und trotz all unser Unterschiede, die nicht nur das Alter betrafen, hatten wir alle eine Sache gemeinsam. Wir lieben das Segeln!
Den Außenmotor möchte von uns jedoch trotzdem keiner vermissen, denn die Riemen sind, wie wir herausgefunden haben, für ein temporäres Workout sehr praktisch, aber über längere Zeit und Strecke gesehen kommt einem der Motor doch sehr viel gelegener. Unsere sportliche Betätigung ist jedoch gewiss nicht zu knapp geraten, denn die Liegestütz- und Handstandchallenges auf den Treppen in Sonderburg waren nicht die einzigen Herausforderungen denen wir uns bis zum Ende der Tour am 13.07 stellten.
Ein derartiges Erlebnis steckt voller Überraschungen und neuen Erfahrungen die man sammelt. Auf einer Kuttertour lernt man nicht nur, wie wichtig das navigieren ist und dass die Segel richtig eingestellt sein müssen, nein, man lernt noch um so vieles mehr. Man gerät in Kontakt mit Musik, die man andernfalls nie gehört hätte, erfährt wie kompliziert das Kochen für so viele Personen sein
kann, dass man das Handy lieber nicht auf den Schwertkasten legt und dass man gar nicht so viel an materiellen Gegenständen benötigt wie man vielleicht denkt.
Als Truppe mit bis zu 27 Personen gab es hin und wieder verzweifelte Suchen nach dem ein oder anderen Schlafsack, dem zweiten passenden Schuh oder dem überlebensnotwendigen Ladekabel fürs Handy, aber schlussendlich fand sich fast alles, wenn man nur lang genug suchte, wieder an. Selbst den verschollen geglaubten zweiten FlipFlop, zu dessen Verschwinden wir uns jeder eine eigene Geschichte zusammenreimten, fanden wir schlussendlich nicht bei den vielen Krebsen, deren Kämpfe wir beobachteten, sondern in der Vorpiek unter einem Buch und den übrig gebliebenen italienischen Kräutern. Abgesehen von den drei Handtüchern, die gerade wahrscheinlich irgendein Seeungeheuer genüsslich verspeist ist daher nichts von Bord gegangen. Am aller wichtigsten ist wohl aber, dass man sich auf jeden Einzelnen verlassen konnte und man erfährt was Zusammenhalt bedeutet. Unsere Nachahmungen der Märsche, die wir in Sonderburg während der Ringreiter-City-Parade beobachteten, sorgten unter uns für rege Belustigung und viel Disziplin.
Zum Schluss darf ein >Lang lebe Hanna!< selbstverständlich nicht fehlen.
Ich denke ich spreche im Namen aller Beteiligten, wenn ich sage, dass diese Zeit eine wahrlich wundervolle war und ich möchte mich dafür bei allen bedanken und freue mich schon auf die nächste Kuttertour.