Rückkehr zu G9

Nachdem unser Gymnasium 2010 auf eine gemeinsame Initiative der Eltern, Lehrer und Schüler zum traditionellen G 9-System zurückkehren durfte und die derzeitige Regierung den G 9-Schulen in Schleswig-Holstein Bestandsschutz zusichert, ist eine pädagogische Arbeit in einem ruhigen Fahrwasser wieder zur Regel geworden. Für die meisten Schülerinnen und Schüler  der Unter- und Mittelstufe ist der Unterricht in der Mittagszeit beendet. Die vielen Fahrschüler (ca. 60 %) kommen zu zumutbaren Zeiten nach Hause und haben wieder Zeit für Hausaufgaben, Vereinstätigkeiten und individuelle Freizeitaktivitäten. Die Fremdsprachenabfolge hat sich auf einen sinnvollen Zweijahresabstand entspannt und erlaubt eine tiefere Verankerung der jeweils neu zu lernenden Sprache. Die Reduzierung der wöchentlichen Pflichtstundenzahl sowie die Verteilung des Unterrichtsstoffes auf neun Schuljahre gewährleisten eine intensivere Beschäftigung, Wiederholung und Vernetzung einzelner Themen. Diese zeitlich entspanntere Auseinandersetzung mit curricularen Problemen und Fragestellungen trägt zu einer stabileren Meinungsbildung bei, die verlängerte schulische Reifungszeit fördert die eigene Kritikfähigkeit und Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen.

Auch die Nachfrage unseres seit Jahrzehnten bestehenden Musik- und Kunstzweigangebotes hat sich mit der Rückkehr zu G 9 wieder stabilisiert. Und von der intensiven Beschäftigung mit den Musen profitieren nicht nur die Beteiligten, sondern die gesamte Schulgemeinschaft. Darüber hinaus bieten Arbeitsgemeinschaften mit sportlichen und wissenschaftlichen Schwerpunkten sowie unsere Theater- und Musical-AG interessierten Schülerinnen und Schülern weitere Betätigungsfelder.

Auch in Zeiten der digitalen Schnelllebigkeit und kommunikativen Vielfalt bleiben die Vorstellungen der Lehrerinnen und Lehrer gültig, welche Voraussetzungen zu einer produktiven Unterrichtsatmosphäre und zu einem wahrscheinlichen Schulerfolg beitragen.

Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sowie die Bereitschaft, bei Problemen schnell ein klärendes Gespräch zu suchen, sind die Grundvoraussetzungen für eine vertrauensvolle, effektive Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schülern und Lehrern. Darüber hinaus fördern Rücksichtnahme, Toleranz des Andersdenkenden, die Bereitschaft, sich für die Klassen- und Schulgemeinschaft einzusetzen, aber auch Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ordnungssinn und Höflichkeit das Klima in der Schule. Interesse an neuen Dingen, eine auch über längere Zeiträume andauernde Konzentrationsfähigkeit und eine – auch durchaus kritische – Beteiligungsbereitschaft am Unterrichtsgespräch lassen eine kooperative und produktive Arbeitsatmosphäre entstehen.

Digitale Medien, die während der Unterrichtszeit für die individuelle Nutzung verboten sind, können zu Hause zur Unterstützung der Hausaufgaben, zur Vertiefung und zur Aufarbeitung von Wissenslücken hilfreich sein. Das Elterninteresse am Unterrichtsgeschehen signalisiert den Kindern, dass ihr schulisches Engagement ernst genommen wird und anderen bedeutsam ist.

Beratungsgespräche, Elternsprechtage und Elternabende stellen weitere Möglichkeiten dar, die Schullaufbahn der Kinder aktiv zu begleiten.

Bei schulischen Problemen Ihrer Kinder ist übrigens Ihr erster Ansprechpartner der jeweilige Fachlehrer, dann und vor allem auch, wenn es um Probleme allgemeiner Art geht, der Klassenlehrer, schließlich der jeweilige Stufenleiter und die Schulleitung. Diese Reihenfolge sollte im Normalfall auch eingehalten werden.

In der Mittelstufe treten für viele Schülerinnen und Schüler einer jeden Schule erfahrungsgemäß mehr Probleme auf: nicht nur die persönliche Entwicklung erfordert mehr Kraft und Einsatz, sondern auch die zu erarbeitenden Unterrichtsinhalte werden komplexer und abstrakter.

In Klasse 7 werden die Klassen aus organisatorischen Gründen den Stundenplan betreffend neu zusammengesetzt; ein wesentliches Kriterium ist hier die zweite Fremdsprache. Das Lehrerteam einer Klasse wechselt in der Regel nach zwei Jahren.

In der 8. Klasse finden zurzeit noch die allgemeinen Vergleichsarbeiten VERA 8 in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik statt. Die Schülerinnen und Schüler dieser Klassenstufe nehmen am Girls’ und Boys’- Day teil.

Im neuen G9 wählen die Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse ein Wahlpflichtfach. Am Gymnasium Schloss Plön bieten wir momentan die Wahl zwischen der noch fehlenden dritten Fremdsprache, also entweder Latein oder Französisch, und einem neuen Fach, welches an unserer Schule NaWi, KreAction oder WaSpoWi heißt.

In Klasse 10 kommt für die Schülerinnen und Schüler das Fach Wirtschaft und Politik (WiPo) hinzu. Hier soll eine Hinführung und Bewusstmachung von wirtschaftlichen und politischen Aspekten erfolgen, die auf ein einwöchiges Betriebspraktikum, welches möglichst direkt nach den Weihnachtsferien liegt, vorbereiten. Parallel werden in Fächern wie Deutsch das Schreiben von Bewerbungen oder Lebensläufen sowie das korrekte und geschickte Verhalten bei einem Vorstellungsgespräch erarbeitet sowie an einem Tag trainiert. Teile dieser Vorbereitung können auch bereits in der 9. Klasse erfolgen. Ein gemeinsam mit der Schule am Schiffsthal durchgeführter Berufetag, der Beruficus, bietet ebenfalls Unterstützung auf dem Weg in die Zukunft.

Besonders begabten Schülerinnen und Schülern bietet das Gymnasium Schloss Plön die Möglichkeit, nach individueller Reife und persönlichem Interesse eine Klasse zu überspringen. Meist haben sich diese Jugendlichen nach ca. drei Monaten leistungsmäßig problemlos in die neue Klasse eingefügt.

Der Druck, der bei einigen Schülerinnen und Schülern durch den großen Umfang an Fächern und Inhalten bei vielleicht altersbedingt manchmal geringerem Schulinteresse aufgebaut werden kann, soll gemindert werden durch eine neue Versetzungsregelung.

In der Mittelstufe steigen die Schülerinnen und Schüler auf, auch wenn sie vielleicht negative Noten in einem oder mehreren Fächern haben. Erst in der Abschlussklasse der Mittelstufe werden sie versetzt – hier darf dann einmal eine mangelhafte Leistung vorliegen, um mit der Versetzung in die Oberstufe einen Realschulabschluss zu erwerben. Liegt die Situation vor, dass ein Zeugnis eine oder auch mehrere mangelhafte Noten aufweist oder eine ungenügende Arbeitshaltung eines Schülers vorliegt, so werden Gespräche mit den Eltern eines solchen Kindes geführt werden. Auf Antrag der Eltern kann ein Schüler eine Klasse wiederholen oder auch die Schulart wechseln.

Stellen die Eltern einen solchen Antrag auf Wiederholung nicht, so kann ein solcher Schüler mit Vorbehalt versetzt werden. In einem solchen Fall würde zum folgenden Halbjahr geprüft, ob der Schüler seine Lücken aufgearbeitet hat; falls nicht, wird dieser dann eine Klassenstufe zurückgestuft. Wird die entsprechende Klassenstufe auch beim Wiederholen nicht geschafft, kann die Klassenkonferenz den Schüler schrägversetzen.

Aus der langjährigen, vertrauensvollen Zusammenarbeit des Gymnasiums Schloss Plön mit der Schule am Schiffsthal in den Bereichen der Orientierungs- und der Mittelstufe ist der Wunsch nach einer offiziellen Kooperation erwachsen. Diese angestrebte Kooperation ermöglicht u.a. durch das Angebot einer neuen Fremdsprache ab der Oberstufe am GSP auch den Gemeinschaftsschülern das Erreichen der Allgemeinen Hochschulreife am Ort.

Der Neueinstieg in die Orientierungsstufe eines Gymnasiums sowie die Komplexität und die Anforderungen in der Mittelstufe machen deutlich, wie wichtig eine enge und gute Zusammenarbeit zwischen Schülern, Eltern und Lehrern besonders in einer kleinen Stadt ist – und hier liegt ein pädagogischer Schwerpunkt unserer Arbeit.

Karin Romming / Michael Nentwig