Estlandaustausch 2025

Eindrücke von unserem Besuch am Vinni-Pajusti Gümnaasium vom 1.-8. Oktober 2025

Von Detlev Kraack

Unendliche Gastfreundschaft, ebenso reichliches wie leckeres Essen, etwa schon morgens in der Schulcafeteria um 7.30 Uhr eine Runde warmen Haferbrei mit Milch und Marmelade für alle. – Mit Schmunzeln nahmen wir zur Kenntnis, dass sich das schulinterne WLAN auch in Estland hin und wieder als äußerst instabil erwies und dass es an Schnittstellen bisweilen wackelte – aber das kennen wir ja aus der Plöner Prinzenstraße. Außerdem gab es tolle Natureindrücke, eine reiche Kultur und Geschichte im Spannungsfeld von Skandinavien, Mitteleuropa und Russland; dazu schönes Herbstwetter mit viel Sonne und den ersten leichten Nachtfrösten bei beeindruckendem Vollmond; gemeinsame Ausflüge zu den mittelalterlichen Burganlagen von Toolse und Rakvere sowie nach Narva an der russischen Grenze; dann natürlich die Wasserfälle von Valaste (an der Küste) und Jögala (nahe Tallinn) und der abschließende Abstecher in die Altstadt von Tallinn. Das war, auf ein paar Stichworte reduziert, Estland 2025.

Aber es war natürlich noch viel mehr: eine tolle Reise mit einer netten Gruppe, die wohl auch in schwierigen Situationen zusammengehalten und funktioniert hätte, so zumindest mein Gefühl. Zum Glück sind uns solche Situationen erspart geblieben, und lediglich das IT-Chaos am Berliner Flughafen verlangte uns einige Nerven ab. Dagegen war die Gruppe denkbar tiefenentspannt, als wir uns aus der Innenstadt Tallinns mit dem ÖNPV ohne Bustickets auf den Weg zum Flughafen machten. Wir hatten uns ehrlich um Fahrkarten bemüht; die waren ohne die bargeldlosen Chip-Karten der städtischen Verkehrsbetriebe indes nicht zu bekommen.

Darüber hinaus gab es schöne Zugaben: Dass wir auf der Hinreise Gelegenheit hatten, noch einen ausgedehnten Spaziergang durch Berlins Mitte und die deutsche Geschichte der vergangenen 350 Jahre zu unternehmen, sei an dieser Stelle ebenso erwähnt wie unser Zusammentreffen mit der ukrainischen Fußball-Jugendnationalmannschaft (U17) auf dem Rückweg im Flughafen in Tallinn – da waren wir auf einmal wieder ganz nah an der politischen Wirklichkeit unserer Tage.

Unabhängig davon passte es wieder einmal trefflich zwischen den beiden Schülergruppen: Die Jugendlichen aus Deutschland und Estland trafen sich auch nach der Schule in wechselnden Gruppen, gingen abends zum Basketball und unternahmen am Wochenende Ausflüge nach Tartu oder in die Umgebung von Vinni. Dabei gewannen wir interessante Eindrücke vom Alltag in Estland, in den Familien wie im öffentlichen Leben, die dazu angetan waren, das vermeintlich Fremde als vertraut zu erkennen und das Eigene dadurch zu relativieren – und im einen oder anderen Punkt vielleicht auch umso mehr zu schätzen. Das war wieder einmal gelebtes Europa, natürlich auf Englisch – und mit einigen älteren Estinnen und Esten, die kein Englisch oder Deutsch sprachen, eben auch mal mit Händen und Füßen, auf jeden Fall aber von Herzen. Und deshalb freuen wir uns schon alle auf den Rückbesuch der Estinnen und Esten im nächsten Frühjahr in Plön. – Was kann ein Schulaustausch mehr erreichen!